"Technik? Das ist doch nur was für Jungs!" Um mit diesem Klischee aufzuräumen, hat das Technische Hilfswerk bereits zum zweiten Mal Mädchen in die THW-Leitung in Bonn eingeladen. Im Rahmen des Zukunftstags am 3. April 2025, dem bundesweiten Aktionstag zur klischeefreien Berufsorientierung, erhielten die 14 Mädchen im Alter von zehn bis 15 Jahren Einblicke in das vielseitige Aufgabengebiet des Katastrophen- und Zivilschutzes.
Bereits die Begrüßung durch den Leitungsstab vermittelte den jungen Menschen, dass die Arbeit mit technischen Hilfeleistungen für alle Geschlechter interessant ist und Entwicklungs- wie Aufstiegschancen bietet. Die große Rolle, die Gleichstellung im früher traditionell männlich geprägten THW spielt, zeigt auch die Tatsache, dass seit 2023 mit Präsidentin Sabine Lackner eine Frau die Bundesanstalt führt.
Frauenanteil steigt
Das THW verzeichnete in den vergangenen Jahren einen stetig wachsenden Frauenanteil bei den ehrenamtlichen Einsatzkräften und den hauptamtlich Beschäftigten. Mit einem Anstieg von rund 40 Prozent im Jahr 2022 auf mehr als 42 Prozent im Jahr 2024 ist im Hauptamt ein erfreulicher Trend zu verzeichnen. Bei den Frauen in hauptamtlichen Führungspositionen ist ein Anstieg von rund 22 Prozent im Jahr 2022 auf mehr als 33 Prozent im Jahr 2024 zu sehen.
Planspiel THW
Als Einsatzorganisation des Bundes bietet es sich an, den jungen Teilnehmerinnen die Bandbreite des THW mittels eines simulierten Einsatzes nahezubringen. In den Räumlichkeiten des nationalen Leitungs- und Koordinierungsstabs (LuK) des THW probierten sich die Mädchen während eines Planspiels an vier Stationen aus. Diese Stationen standen stellvertretend für wichtige Sachgebiete bei der Koordinierung eines Einsatzes und sprachen unterschiedliche Kompetenzen an.
Die Lagekarte ist das Kernstück einer Einsatz-LuK. Hier fließen alle Informationen zusammen, sodass auf einen Blick zu erkennen ist, was gerade wo passiert. Die Mädchen erhielten die Aufgabe, ein konkretes Einsatzszenario mittels sogenannter taktischer Zeichen auf der Lagekarte abzubilden. Sie bekamen so ein Gefühl für die Herausforderungen eines Einsatzes vor Ort und lernten auch erste Aspekte der strategischen Planung eines Einsatzszenarios kennen.
Zu einem großen Einsatz gehören die Lagemeldungen, die nach festgelegten Kriterien regelmäßig über die aktuellen Entwicklungen informieren und auf der Lagekarte abgebildet werden. Auch das Erstellen und Präsentieren einer solchen Lagemeldung übten die jungen Menschen.
Einsatz im Ortsverband
Am Nachmittag ging es für die Mädchen von der hauptamtlichen THW-Leitung in einen ehrenamtlichen Ortsverband, den OV Bonn, wo eine Einsatzübung auf dem Programm stand.
Ausgestattet mit passenden Jacken und Helmen nahmen sie an einer kurzen Lagebesprechung teil und durften dann in ihren ersten eigenen "Einsatz" gehen. In dem Einsatzszenario der Übung hat eine Gasexplosion ein zweistöckiges Bonner Wohnhaus teilzerstört. Mindestens eine Person war vermisst gemeldet, die Zufahrt zur Einsatzstelle von Trümmerteilen blockiert. Die Feuerwehr hatte bereits einen Zugtrupp und eine Bergungstruppe angefordert. Später wurden noch eine Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung zum Ausleuchten der Einsatzstelle nachgefordert.
Unter anderem halfen die Mädchen bei der Beseitigung von Trümmern mittels Hebekissen und Greifzug und bei der Bergung der vermissten Person.
Auf Wiedersehen in Haupt- und Ehrenamt
Dieser besondere Tag, der gegen 16 Uhr mit der Verabschiedung in der THW-Leitung endete, hat den Kindern und Jugendlichen viele spannende Eindrücke vermittelt. Und wer weiß, vielleicht sitzt in ein paar Jahren eines der 14 Mädchen von heute selbst während eines Einsatzes in einem LuK-Stab. Denn Technik ist schon lange nicht mehr nur für Jungs. Und Katastrophen- und Zivilschutz bieten allen Geschlechtern spannende berufliche Möglichkeiten.